Ich habe heute erst im Sweetwaterforum entdeckt, dass es im Februar einen Thread von Tattergreis zum Thema "Kriegsspiel" gab. Ich stelle daher meine Antwort darauf auch hier noch mal ins Forum, um möglichst viele "Kriegsteilnehmer" der großen Schlacht bei Repultano zu erreichen, in der Hoffnung, so etwas noch einmal aufleben zu lassen.
Es würde mich sehr freuen, wenn Kniva oder Widor noch etwas zu den Vorkommnissen an ihrer Front schreiben würden.
Sorry, aber ich habe heute ersten diesen Thread gefunden, daher meine späte Antwort.
Leider weiß ich heute nicht mehr genau, welche Einheiten mir als frz. Befehlshaber zur Verfügung standen, daher das Ganze jetzt etwas abstrakt.
Mein Befehl lautete, mit meinen Truppen UM JEDEN PREIS wenigstens einen Brückenkopf an einem der drei Übergänge zu sichern, bevor die Hauptmasse der Division Leclerc eintrifft.
Ich teilte daher meine Truppen auf:
- Widor sollte den Hauptangriff über die Steinbrücke führen.
- Tattergreis sollte, wenn möglich, Brücke B überschreiten, einen Brückenkopf bilden und den Feind beunruhigen. Vor allem sollte er feindliche Kräfte auf sich ziehen, um Widor zu entlasten. Bei der Planung hatte ich tatsächlich in Kauf genommen, dass diese Gruppierung aufgerieben wird.
- Eine Kavallerieschwadron war zu Brücke C beordert worden, um dort die Feindlage zu erkunden, ggf. den Fluss zu überschreiten und so weit wie möglich in den Rücken des Feindes vorzustoßen.
Insgesamt lief die Sache besser als erwartet:
- Von Tattergreis bekam ich die Nachricht, dass er Brücke B genommen und feindliche Einheiten vertrieben habe.
- Bei Brücke A (der Steinbrücke, zu der ich mich als OB selbst hin begeben hatte) kam es zu schweren Kämpfen zwischen Widors Kräften (ich glaube, es waren drei Bataillone, eine Schwadron und eine Batterie) und feindlichen Truppen (wenigstens eine Batterie und eine Schwadron). Widor hatte schwere Verluste; die gesamte eigene Batterie wurde durch die feindl. Geschütze ausgeschaltet, die eigenen Reiter erlitten schwere Verluste durch plötzlich hervorbrechende österreichische Husaren). Am Ende aber gelang der Infanterie der Übergang, nachdem die österr. Kavallerie sich zu nah ans Ufer gewagt hatte, wo auf der anderen Seite ein Bataillon Aufstellung genommen hatte und sie zusammenschoss.
Letzter Spielstand, den ich mitbekommen habe, war der, dass Brücken A und B fest in frz. Hand waren, und zwar ca. 20 Minuten vor Eintreffen der Division Leclerc.
Insgesamt hat mir das Spiel von der Sache her Spaß gemacht.
Bedauerlich waren die monatelangen Wartezeiten. Auch die von Tattergreis angesprochene Hektik der Planungsphase - innerhalb weniger Tage sollte der fertige Aufmarsch- und Angriffsplan vorliegen - führte bei einem Spieler wie mir, der so etwas zum ersten Mal machte, mit Sicherheit zu Fehlern.
Dass "meine" Truppenführer allerdings über meine Absichten nicht informiert gewesen seien, kann ich nicht nachvollziehen. Tatsächlich hatte ich sowohl Widor als auch Tattergreis sowohl den Gesamtplan schriftlich erläutert als auch die Einzelziele ziemlich genau abgesteckt. Das Problem dabei ist, dass natürlich bei so etwas eine ganze Menge Text zusammenkommt ..... den man dann auch lesen sollte!!!
Ich denke, bei einem solchen Spiel sollte man folgendes beachten, damit es funktioniert und einen Sinn ergibt:
1. Zeitnahe Rückmeldungen
Wie schon von Euch angesprochen, kann es nicht sein, dass man selbst innerhalb weniger Tage seine Züge durchgibt, nur um dann Monate lang auf die Antwort zu warten. Das demotiviert die Spieler. Da sollte man sich als Spielleiter was einfallen lassen, um ggf. die Rückmeldungen an die Spieler zu beschleunigen.
2. Bereitschaft der Mitspieler
Bezogen auf die Mitspieler muss ich sagen, dass hier natürlich das Gleiche gilt wie für den Spielleiter. Genauer gesagt: Ich sollte mir sehr gut überlegen, auf was ich mich da einlasse. Nervig für mich als frz. Befehlshaber war anfangs, dass ich gar nicht genau wußte, wer denn nun mitmacht und wer nicht. Ein "Mitspieler" erklärte, er würde mal "reinschnuppern" - nur um sich dann nie wieder zu melden. Ein anderer Spieler reagierte gerade am Anfang gar nicht auf Nachrichten von mir bzw. ließ sich dann auch VIIIEL Zeit ....
3. Bereitschaft zum Hineindenken in das Spiel
Ich denke, dass der Sinn des Spieles der ist, eine historische Situation nachzuempfinden. Dazugehört aber auch, dass ich vorgegebene Strukturen akzeptiere. Bei vielen Spielern steht (was okay ist) der Wunsch im Vordergrund, SELBST zu entscheiden, SELBST zu befehlen. "Kriegsspiel" setzt m. E. da andere Maßstäbe. Einer ist Befehlshaber, die anderen haben die Truppen, mit denen sie erhaltene Befehle auszuführen haben, selbst wenn der Befehl den sicheren Untergang bedeutet. Tattergreis selbst schreibt, er hätte meinen Befehl ignoriert, weil er "keine Lust" hatte .... Aus Spielersicht verständlich, in realiter der Freifahrtschein zum Kriegsgericht.
Daher sollte jeder Spieler VORHER überlegen, ob er bereit ist, sich einzufügen, oder ob er unbedingt der Befehlshaber sein muss.
@Tattergreis: Du wirst verstehen, was ich meine, wenn Du Dich an unser letztes Shako-Spiel erinnerst. Mein frz. Mitspieler (und Untergebener) war partout nicht gewillt, sich in seine Rolle einzufinden. Seine ERSTE FRAGE zu Beginn des Spieles war, wie er denn die von mir erhaltenen Befehle aushebeln könne .... Bei solch einer Einstellung kann man solch ein Spiel gleich knicken.
Insgesamt würde ich sehr gerne noch mal solch ein Spiel machen, unter der Voraussetzung, dass es läuft. Ich selbst habe auch kein Problem damit, Befehlsempfänger zu sein.
Gruß
Kniva